Sehr geehrte BVfK-Mitglieder,
wie redet man als Außenminister eines demokratischen Landes mit einem Kollegen, von dem man Tags zuvor in eine Reihe mit Naziverbrechern gestellt wurde?
Wie redet man mit Vertretern eines Autoherstellers, dessen offensichtliches Ziel es ist, den freien Kfz-Handel in rechtswidriger Weise aus dem Markt zu verdrängen - und zwar mit Methoden, die großen Schaden anrichten und sogar Vernichtungspotenzial haben?
Wie redet man mit Vertretern einer Kfz-Internet-Börse, die ihre Marktposition in den Augen vieler missbraucht, um die Wünsche ihrer Kunden nicht nur vielfach zu ignorieren, sondern bei diesen auch übermäßig abzukassieren?
Wie redet man mit Vertretern eines autofeindlichen Umweltverbandes, der bei Autohändlern Millionensummen kassiert, weil diese es z.B. versäumen, ihre potentiellen Kunden vorschriftsmäßig über Verbrauchs- und Emissionswerte aufzuklären, die mit der Wirklichkeit nicht viel zu tun haben, wobei vorschriftswidrig bereits bei einer zu kleinen Schrift beginnt?
Wie redet man mit Vertretern eines eigentlich unbedeutenden Händlervereins, wenn deren Vorsitzender seine Aufgabe darin sieht, ehrwürdige Kfz-Händler - sogar aus dem eigenen Verband zu beleidigen und gegeneinander auszuspielen und sein Betätigungsfeld nach Auffassung vieler als juristische Spielwiese zum Schaden des freien Kfz-Handels und zur Pflege des eigenen, titelsüchtigen Egos zu missbrauchen?
Und, was ganz wichtig ist: Wie redet man nicht nur mit, sondern auch über diese nicht gerade den eigenen Interessen Dienenden oder Grundsätzen Entsprechenden.
Da kommt einem der Gedanke an ein Orchester, bei dem man leise oder laute Melodien mit sanften oder aufregenden Rhythmen erzeugen kann, oder auch mal nur den Trommler fester auf die Pauke hauen lässt, oder es auch einfach einmal nur schweigen lässt.
Das Orchester wird aus vielen Richtungen wahrgenommen. Zunächst sind es die eigenen Schäfchen, die gespannt warten, welche Resonanz ein Ereignis oder eine Situation erzeugt. Dann sind es die eher freundlich, oder auch feindlich gesinnten Akteure aus anderen Lagern. Dann ist es die Öffentlichkeit, deren Wahrnehmung meist durch die Medien mehr oder weniger objektiv geprägt wird. Ach ja: Juristen spielen auch noch eine Rolle, insbesondere wenn sie als Richter z.B. darüber entscheiden müssen, ob ein Verbandsausschluss wegen eines banal klingenden Halbsatzes wirksam ist oder nicht.
Sie sehen, verehrte BVfK-Mitglieder, das alles ist eine sehr komplexe Gemengelage, bei der man sich nicht durch Emotionen und persönliche Betroffenheit leiten lassen darf, sondern den von seinen Mitgliedern erteilten Auftrag fest im Blick haben muss.
Doch auch die sind sich nicht immer einig, denn die einen beschimpfen mobile.de der Abzocke, die anderen kuscheln lieber mit Hyundai und glauben, dass die schönen Deals von früher bald wieder funktionieren, die nächsten fordern den angeblichen Schmusekurs mit Autoscout zu beenden.
Eine komplexe Gemengelage, welche die Kursfindung sehr schwierig macht, bei der die Gefahr sehr groß ist, sich eher Ärger einzuhandeln, als Komplimente zu bekommen und daher so manches Orchester in der Autobranche gerne schweigt.
Der BVfK hat noch nie geschwiegen, ist dafür nicht immer geliebt, aber meist anerkannt worden. Nicht selten aus den Kreisen der Kritisierten, wenn auch unter vorgehaltener Hand.
Über Melodie und Wohlklang entscheidet der Chef des Orchesters und muss dabei inkaufnehmen, dass nicht alles von jedem verstanden wird und auch nicht allen gefällt.
Dann muss er sich zwischen Popmusik, die vielen gefällt, oder Kompositionen, die nur wenige verstehen, jedoch einem anspruchsvollen und nicht für jeden sofort erkennbaren Ziel folgen, entscheiden. Das Problem bei Letzterem: man kann es auch nicht immer allen rechtzeitig erklären oder verständlich machen. Dies gilt gleichermaßen für den diplomatischen Kurs mit mobile.de wie auch mit Hyundai.
Letztere haben im letzten Jahr vermutlich mehr als 1000 freien Kfz-Händler in Europa die Pistole auf die Brust gesetzt, um vielen von ihnen schließlich den vermeintlich freundschaftlichen Arm um die Schulter zu legen und die Hand bei einer Unterschrift unter einer harmlos klingender Unterlassungs-Verpflichtungsvereinbarung zu führen.
„Lasst Euch nicht vom BVfK vertreten, die verstehen das alles nicht und wollen sich nur profilieren – Ihr werdet dabei am Ende schlechter fahren!“ - so tönte es aus Offenbach. Das Ende ist allerdings noch lange nicht gekommen! Das Ende vieler Händler wurde tatsächlich u.a. wegen des großartigen Einsatzes der BVfK-Juristen verhindert, das Ende der Geschichte ist im Widerspruch zu den Erwartungen derjenigen, die dem freundschaftlichen Säuseln von Hyundai folgten, mit Leistung der Unterschrift nicht gekommen, denn nunmehr folgt die zweite Welle des auf Marktbeherrschung setzenden Angriffs.
Und wieder stellen sich die Fragen: Kämpfen oder ignorieren? Das eigene Geschäft zukünftig mit oder ohne Hyundai konzipieren?
Oder passiert hier vielleicht gerade etwas, das später einmal als Anfang einer Zeitenwende zu Lasten des freien Kfz-Handel erkannt wird? Ja, die besorgten Töne derer, die über eine globale Marktübersicht verfügen, werden lauter!
Hyundai könnte der Vorbote eines völligen Umbruchs im Kfz-Handel sein, bei dem die Hersteller die Menge der digitalen Daten in jeglicher Hinsicht nutzen. Sie werden ebenso Kenntnis über jeden Meter, der mit ihren Autos gefahren wird, haben, wie über Befindlichkeiten und Gewohnheiten der Autoinsassen bis hin zur Fähigkeit, die Schwangerschaft der wegen des ständig zunehmenden Gewichts der Person auf dem Beifahrersitz zu analysieren um dann die jungen Familie pünktlich nach neun Monaten mit einem Geschenk für den Nachwuchs zu beglücken und dabei schnell den passenden Familienkombi verkaufen zu können.
Was in den vergangenen Jahren die Spione von Hyundai und anderen Herstellern auf dem Plätzen der freien Kfz Händler erkundschaftett haben, wird bald auf den Monitoren der Konzernstrateegen auf Knopfdruck erscheinen: Welches ihrer Fahrzeuge befindet sich wo - von neu bis gebraucht - von Barcelona bis Kopenhagen. Das Kartell würde perfekt!
Was ist zu tun? Welches Orchester spielt welche Melodie? Wer bezahlt das Orchester? Welche Misstöne kommen aus den Reihen der nicht Verstehenden, Ahnungslosen, Leichtgläubigen, Besserwisser und Opportunisten?
Viele Fragen, die wir uns stellen müssen und welche die Strategen in den vielen Lagern, mit denen wir zu diskutieren und streiten, die wir vielleicht auch zu bekämpfen haben, längst analysiert haben. Möglicherweise verrechnen Sie sich aber auch.
Seien sie versichert, dass dies mit großer Besonnenheit und gleichzeitig effizienter Schlagkraft bei Bündelung von Kräften und Kompetenzen erfolgt und gehen Sie davon aus, dass am Ende das herauskommt was wir Ihnen jede Woche versprechen:
Alles Gute für Ihren Autohandel!
Ihr
Ansgar Klein
Geschäftsführender Vorstand
Bundesverband freier Kfz-Händler BVfK e.V.
p.s.: Wir sehen uns beim AUTORECHTSTAG! (www.autorechtstag.de)
Feedback immer gerne direkt an vorstand@bvfk.de